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Louisiana Purchase

Mit dem Kauf der französischen Kolonie Louisiana westlich des Mississippi (gelb auf der Karte)  verdoppelten die USA ihr Territorium auf einen Schlag und taten  damit den ersten Schritt zur heutigen Supermacht. Wie konnte es zu diesem unglaublichen Landerwerb kommen?

Dazu muß man sich für einen Augenblick die Verhältnisse im Amerika um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert vergegenwärtigen.

Die Unabhängigkeitserklärung der 13 Gründungsstaaten lag fast ein Vierteljahrhundert zurück und aus den ehemaligen Kolonien waren prosperierende Bundesstaaten geworden. Ihre vom Kontinentalen Kongreß geschaffene anfänglich nur lose Verbindung war durch den Article of Confederation gefestigt. Trotzdem gab es weiterhin Schwierigkeiten und Ärgernisse, beispielsweise durch unterschiedliche Münzprägungen, sich widersprechende Urteile der Gerichtshöfe oder Grenzübertrittsgebühren für Händler und Kaufleute.

Unabhängig davon war es allerdings auch schon zu einer dünnen Besiedlung der Landstriche westlich der Appalachen gekommen. Siedler aus allen Gründerstaaten strömten zu Tausenden in die hier vorhandenen fruchtbaren Flußtäler und ausgedehnten Prärien. Um die Jahrhundertwende hatte dieses Gebiet zwischen den Gebirgsketten im Osten und dem Mississippi im Westen bereits 150 000 Einwohner. Die Siedler lebten auf weit verstreuten Außenposten und hatten sich nach und nach eigene Regierungen gegeben, aus denen neue Bundesstaaten wie Vermont (1791), Kentucky (1796) und Tennessee (1796) entstanden waren. 

Nach George Washington und John Adams war Thomas Jefferson zum 3. Präsidenten gewählt und im Januar des neuen Jahrhunderts in sein Amt eingeführt worden  Dieser Mann war in seinen vielfältigen bisherigen Funktionen und besonders als Mitverfasser der Unabhängigkeitserklärung Land auf Land ab bekannt und berühmt. Schon als junger Kongreßabgeordneter hatte er anfangs der 80er Jahre den General George R. Clark, einen Helden des Unabhängigkeitskrieges,  gebeten, die westlichen Gebiete Nordamerikas zu erkunden. Dieser hatte jedoch abgelehnt. 10 Jahre später bot Jefferson, nunmehr als Außenminister, dem Arzt Moses Marshall 1000 Guineen Belohnung für das Erreichen des Pazifik. Auch daraus wurde nichts.  Wenn ihn zu der Zeit vielleicht nur die Neugierde trieb, den unbekannten Westen zu erkunden, so hatte sich mittlerweile die politische Lage und damit auch die Motivation erheblich verändert.

Gedrängt von den Händlern, Fallenstellern und Farmern in den Ländern östlich des Mississippi, die darauf angewiesen waren ihre Waren zu den Absatzmärkten diesseits und jenseits des Atlantik über den Mississippi zu transportieren und in New Orleans zu verladen, hatte es für den Präsidenten höchste Priorität, mit den Franzosen hierüber zu einer Vereinbarung zu kommen

Über viele Jahrzehnte waren die politisch eher unbedeutenden Spanier, von denen keine Gefahr ausging, Herren über dieses Land gewesen . Seit dem 1. Oktober 1800 war das Gebiet jedoch wieder in französische Hände zurück gefallen und Frankreich´s Macht stand im Zenith. Mit dem Geheimvertrag von San Ildefonso hatte sich Napoleon Bonaparte von Spaniens König Karl IV. Louisiana übertragen lassen und dafür dessen Schwiegersohn, dem damaligen Herzog von Parma mit dem Königreich Etrusien, das in etwa der heutigen Toscana entspricht, abgefunden. Der Inhalt dieses Vertrages wurde den Amerikanern erst Anfang 1802 bekannt und sorgte dann  für erhebliche Unruhe. Die Spanier, die nach außen immer noch New Orleans verwalteten, hatten plötzlich die amerikanischen Rechte zur Verschiffung ihrer Waren aufgekündigt. Bei manchen Kongreßvertretern kam da die Forderung nach einer gewaltsamen Einnahme der Stadt auf, ja, es wurde sogar die Aufstockung des Heeres, von 3000 auf 50000 Mann erwogen und eine Waffenbrüderschaft mit den Engländern angedroht.

Napoleon hatte auf der französischen Kolonie Haiti mehr als 20000 Mann unter Waffen und beabsichtigte, mit diesem Heer auf nordamerikanischem Boden Fuß zu fassen. Doch es kam anders. Die Kämpfe gegen die aufständischen Sklaven und Einwohner Haitis führten zu herben Verlusten bei der französischen Truppe. Noch verheerender war allerdings die Dezimierung des Heeres durch die Folgen der wütenden Fleckfieber-Epidemie, die durch die Mücke Aedes ägypti übertragen wird. So war an ein Übersetzen auf das amerikanische Festland nicht mehr zu denken und Napoleon verlor weitgehend das Interesse an Louisiana, zumal er sich auch einen Zweifrontenkrieg nicht erlauben konnte. Zu groß waren seine Sorgen im Kampf mit England und obendrein leerte sich seine Kriegskasse in erschreckendem Maße .                                                              

So kam es ihm nicht ganz ungelegen, daß Jefferson seinen Gesandten in Paris Robert R. Livingston beauftragte, mit der französischen Regierung über die Schiffahrtsrechte auf dem Mississippi und den Erwerb von New Orleans zu verhandeln. Sein Gegenüber auf französischer Seite waren die engen Vertrauten Napoleons, Finanzminister Barbé-Marbois und Außenminister Talleyrand.

Die Verhandlungen verliefen zunächst schleppend. Napoleon, der einen Kaufpreis von 100 Millionen Franc genannt hatte, ging schließlich auf 50000 zurück und nicht nur dies. Der schwerhörige Livingston traute seinen Ohren nicht, als Talleyrand ihn fragte, wieviel die Vereinigten Staaten für ganz Louisiana zu zahlen bereit wären. Der Verhandlungsgegenstand war plötzlich ein ganz anderer und für Livingston war Eile geboten, denn Jefferson hatte zwischenzeitlich seinen Außenminister und Intimus James Monroe nach Paris entsandt, um den Verhandlungen mehr Gewicht zu verleihen und damit Livingston um den Ruhm zu bringen. Als Monroe allerdings in Paris eintraf, hatte Livingston bereits die entscheidenden Vorverhandlungen abgeschlossen. So konnte man sich am 27. April 1803 auf einen Kaufpreis von insgesamt 80 Millionen Franc, entsprechend 15 Millionen Dollar einigen. Die beiden Männer gingen dabei ein hohes persönliches Risiko ein, denn sie überstiegen bei weitem das von Jefferson vorgegebene Angebot. Rückfragen in Amerka waren nicht möglich, denn sie dauerten zu der Zeit  4 Monate. So wurde am Dienstag, dem 30. April 1803 der Vertrag, der später als Louisiana Purchase in die Geschichte einging, von Barbé-Marbois und den beiden Amerikanern feierlich unterzeichnet und im Oktober vom amerikanischen Kongreß mit großer Mehrheit gebilligt


Mit dem Kauf dieses riesigen Gebietes, dessen Westgrenze nicht genau bezeichnet war, während es im Süden durch den Golf, im Osten durch den Mississippi und im Norden  durch Kanada eindeutig markiert war und dessen Größe auf ca. 800-900 Quadratmeilen, also mehr als 2 Millionen Quadratkilometer betrug, wurde ein Meilenstein in der amerikanischen Geschichte gesetzt  Ohne diese Verdoppelung des Territoriums von einem auf dem anderen Tag wäre die Entwicklung der  USA zur Weltmacht nicht vorstellbar.
Spätestens jetzt war für Thomas Jefferson der Zeitpunkt gekommen, seine alten Pläne, nämlich die Erkundung der Länder jenseits des Mississippi, in die Tat umzusetzen.

 

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